BMW Z3 Coupé (1998-2002) im Fahrbericht: Turnschuh für Sammler (2024)

1998. War das gefühlt nicht erst gestern? Von wegen. Das Jahr, in dem Gerhard Schröder deutscher Bundeskanzler wurde, ist schon ein Vierteljahrhundert her. Offenbar hatte Udo Jürgens recht, als er einst "Tausend Jahre sind ein Tag" sang. Autos, die 1998 25 Jahre alt waren, sahen wirklich alt aus. Aber jetzt?

Denken Sie nur einmal an den Ford Focus, den Opel Astra G, den BMW 3er (E46) oder den ersten Smart. Youngtimer, sicherlich. Doch allesamt bis heute nicht wirklich unmodern oder aus der Zeit gefallen. Genauso wie ein weiterer Jubilar von 1998: das BMW Z3 Coupé. Wir konnten es kürzlich in zwei Motorisierungen in Richtung Alpen bewegen. Es war ein sehr erfreulicher Tag.

Bildergalerie: BMW Z3 Coupé M

Drehen wir das Rad der Zeit noch etwas mehr zurück: 1995 hatte der BMW Z3 Roadster seinen ersten großen Auftritt im James-Bond-Film GoldenEye, 1996 folgte die Serienversion. Die technische Basis lieferten die 3er-Baureihen E30 und E36, gebaut wurde der Wagen in Spartanburg (USA). Mit Erfolg: Nach rund einem Jahr lief das 100.000ste Exemplar vom Band.

Im Januar 1998 debütierte schließlich das Z3 Coupé, welches ab Juli 1998 bei den Händlern stand. Damals wie heute polarisiert die Form: Ein kombiartiger Shooting Brake mit langer Haube. Für viele ein Auto nach dem Motto: Kann man machen, muss man aber nicht. Der Spitzname war schnell gefunden: Turnschuh oder etwas unschmeichelhafter in den USA der "Clown Shoe".

Offiziell verkündete BMW, das Z3 Coupé folge der Tradition des Triumph GT6. Die Rechte an der britischen Marke liegen bis heute in München. Doch man wusste offenbar, dass der geräumigere Z3 eher etwas für den besonderen Geschmack war und verbaute konsequent nur Sechszylinder. Preislich hingegen geriet dasCoupé kaum teurer als sein offener Bruder, nämlich exakt 700 Mark. Um genau zu sein: Anfangs 64.000 DM für den 2.8, 95.000 DM für den M.

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Sehen wir uns die Abmessungen an: 4,02 Meter lang, 1,74 Meter breit, 2,45 Meter Radstand und 1,31 Meter Höhe. Und vor allem 210 bis 410 Liter Kofferraumvolumen. Rücksitze? Vergessen Sie es. In diesem Punkt war BMW konsequent. Ein schöner Reisewagen für zwei Personen. Kinderlose Menschen. Höchstens einen Hund könnte man im Kofferraum mitnehmen. Aber wir schweifen ab ...

... und nehmen lieber hinter dem Lenkrad Platz. Trotz des Airbags vermittelt das fahrerorientierte co*ckpit viel E30-Flair. Displays? Nur im Radio. Ansonsten schöne klassische Rundanzeigen, im M mit eher überflüssigem Chrom eingerahmt. Egal. Gucken, verstehen, losfahren.

Zunächst im Z3 M Coupé. Hier meldet sich der 3,2-Liter-Sechszylinder bullig zu Wort, schließlich müssen die vier Endrohre irgendeinen Zweck haben. Turbo? Nix da. Automatik? Nicht im Angebot. Traktionskontrolle und Stabilitätssysteme (ASC+T sowie DSC) auch nicht. Aufgrund dessen macht der M auf seinen 17-Zöllern im breiten Heck schnell deutlich: Übertreib es nicht, Herr Redakteur!

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Die Motorcharakteristik lässt sich mit einen Tiger vergleichen. Unter 3.000 Umdrehungen schnurrt er vor sich, entspannt in der Ecke liegend, zum Streicheln bereit. Niedrigtouriges Fahren? Kein Problem. Doch der rote Bereich ab 7.400 U/min zeigt die andere Seite. Das Gaspedal sinkt, die Gänge rasten knochig-trocken auf kurzen Wegen ein. 350 Newtonmeter bei 3.250 Touren.

Heidewitzka! Der Motor jubelt, der Tiger brüllt und rüttelt am Käfig, knapp 1,4 Tonnen katapultieren sich nach vorne. 5,4 Sekunden lautet die Werksangabe, aus heutiger Sicht kein Extremwert. Aber mit einem Tesla beschleunigen kann ja jeder. Wie schrieb BMW vor langer Zeit einmal recht passend: "Ganz klar, dem Coupé lässt sich mit Logik nicht beikommen. Wer es fährt, bekennt sich leidenschaftlich zu einem fantastischen Sportwagen."

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Umstieg in den 193 PS starken 2.8: Er wiegt lediglich 1.300 Kilogramm und schafft es daher in immer noch sehr respektablen 6,3 Sekunden auf 100 km/h. Während das "M" für "Männerauto" steht, gibt sich der 2.8 harmonischer. Mehr Komfort dank 16-Zoll-Bereifung, DSC an Bord und auf Wunsch eine Viergang-Automatik. Respektive ab 2000 eine Fünfgang-Automatik im Nachfolger 3.0 mit 231 PS. Aber auch hier eine wunderbar direkte Lenkung und ein feines Fahrwerk.

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Keine Frage, der 2.8 und der seltenere 3.0 sind absolut alltagstauglich. Längere Autobahnetappen? Gerne doch. Selten ist das BMW Z3 Coupé jedoch generell. In vier Jahren entstanden nur gut 18.000 Exemplare. Wertzuwachs ist also garantiert. Aktuell findet man ordentliche 2.8 noch im Bereich um 20.000 Euro. Aber warten Sie mal 25 Jahre ab.

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